
Denkmalpreis für den Kirchenvorstand in Oberbobritzsch
Am 09. Sptember wurde der Kirchenvorstand Oberbobritzsch mit dem Denkmalpreis ausgezeichnet.
Herr Schönlebe hat sich als würdiger Entgegennehmender der Ehrung erwiesen und sich mit einem kleinen Dankeswort vor der versammelten Menge geäußert.
Lesen Sie hier die Laudatio von Falk-Uwe Langer von der Denkmalschutzbehörde des Landratsamtes Mittelsachsen:
Mit der Verleihung des Denkmalpreises an den Kirchenvorstand von St. Nikolai in Oberbobritzsch wird eine Akteursklientel gewürdigt, das in der Öffentlichkeit viel zu selten und bei der Entscheidung des Landkreises noch nie in Erscheinung getreten ist. Gewählte Gremien von kirchlichen Gemeinschaften üben ihre Tätigkeit zwar nicht im Geheimen, jedoch weitestgehend unter Ausschluss der Allgemeinheit aus. Ans Licht treten dann die Ergebnisse ihrer Wirkung – und nicht immer fällt der Glanz des Ereignens vorrangig auf die Träger des Geschehens zurück.
Welche Arbeit leistet solch ein Gemeindevorstand? – Schauen wir es uns am Beispiel in Oberbobritzsch an. Die Pfarrei bewirtschaftet mehrere Baulichkeiten, die einerseits als Stätten des Gottesdienstes und der Gemeindearbeit in Nutzung befindlich, darüber hinaus aber – namentlich im Falle von Kirchengebäude, Pfarrhaus sowie Einfriedungsmauern – von kulturhistorischer Bedeutung und somit denkmalgeschützt sind. Anders allerdings als bei profanen Bauten, in welchen vorrangig die Fassade und Teile der Innenausstattung eine öffentliche Bedeutung besitzen, atmen in einer Kirche jede bemalte Sitzbank, jeder Pinselstrich an der Wand und sämtliche Bildwerke eine erlauchte Geschichte und sind daher erhaltenswert. Kanzel, Altar, Taufstein und Orgel sind nicht allein Stätten gottesdienstlicher Glaubensausübung, sondern darüber hinaus fast immer von kulturellem Rang und künstlerischer Wertigkeit.
Damit obliegt das Tätigsein der Kirchgemeinden einem über die örtliche Gemeinschaft der Christen hinaus weisenden Anspruch und einem Selbstverständnis, dem man im täglichen Tun erst einmal gewachsen sein muss. Es geht um Arbeitseinsätze und Planvorleistungen, Fördermittelbeantragung und Abstimmungen, Koordinierung und Handwerkergespräch. All dies als Tätigkeit im Ehrenamt, freiwillige gesellschaftliche Arbeit, die nach dem eigenen Werktag und oft bis in den Abend oder an Wochenende erledigt werden muss.
Im vorliegenden Falle geht es nicht um Raumausschmückung vor Festivitäten oder um Kirchdienste, die abgesichert werden müssen; nicht um Geburtstagsbesuche bei Senioren oder um die Bearbeitung von Postverkehr. Dies ist „Tagesgeschäft“. Doch die Sanierung der einsturzgefährdeten Stützmauern des Friedhofes, die Bestandwahrung des spätgotischen Flügelaltares, die Restaurierung einer mittelalterlichen Anna-Selbdritt-Skulptur, Gedanken um die Zukunft der wertvollen Silbermann-Orgel, Instandsetzung von geschädigten Bauteilen am Pfarrhaus – Kreuzstockfenster, Fachwerkverbretterung, Wohnungssanierung, Pfarrsaalrenovierung – geht über das „werktägliche“ Format einer normalen Bauunterhaltung hinaus und fordert Kräfte, Zeit, konzeptionelles Denken und praktisches Handeln heraus. Einen besonders „schwere Brocken“ stellen Planungen für die „Lutherstube“ dar: Im 1. Oberge-schoss des Turmes befindet sich ein besonderes Unikat, sachsen-, womöglich deutschlandweit einmalig und leider im „Dornröschen-schlaf“: Ein Gedenkort an den großen Reformator aus der Phase des gründerzeitlichen Historismus, ein kulturhistorischer Leckerbissen, jedoch farbseitig stark geschädigt und in der Erhaltung eine gigan-tische Herausforderung.
Die Kirche von Oberbobritzsch – eine der Schönen im Lande, eine von vielen; erhaltungsfähig allerdings nur, wenn die zahlreich´ fleißigen, oftmals ungenannt bleibenden Gemeindemitglieder jederzeit Hand anlegen und dauerhaft wirksam sind. Die Auszeichnung des Oberbobritzscher Engagements will ganz bewusst stellvertretend stehen für die vielen Initiativen im Landkreis, die bei der Pflege von Stätten der Religionsausübung selbstlos und nachhaltig tätig sind.
Denn die „Kirche im Dorf“ ist ein „Leuchtturm“ der Landschaft, ein integraler Bestandteil der regionalen Geschichte, oft Mittelpunkt des Ortes, Träger von Kultur und Brauchtum – ein, wenn nicht gar der Inbegriff von Heimat und Tradition.Für ihr dauerhaftes und segensreiches Engagement zur Bestandwahrung der kirchlichen Unikate von Oberbobritzsch wird dem dortigen Kirchenvorstand der Denkmalpreis des Landkreises Mittelsachsen verliehen.